Was ist das musikalische Gehör?

Gehör“ ist, bezogen auf Musik, der Begriff für eine Wahrnehmung des Hörsinnes, den man zum Verständnis vereinfacht vielleicht so beschreiben könnte: Wenn wir Musik hören, sucht unser Gehirn nach Orientierung, also nach bekannten Bestandteilen darin. Es fährt mit einzelnen Bestandteilen wie an den Schubladen vorbei, in denen bereits bekannte Teile liegen, und vergleicht: die Teile (die in der Neurowissenschaft „chunks“ genannt werden) können dabei genau übereinstimmen, sie können eine Ähnlichkeit aufweisen oder sie haben nichts gemeinsames. Der Erfolg dieser Arbeit hängt grob gesagt davon ab, wie viele Schubladen mit bekannten Teilen vorhanden sind. Und wie kommen die Teile in die Schubladen? Sie werden „gelernt“,das heißt, sie werden in möglichst viele Zusammenhänge gebracht, unter dem man sie wiederfinden kann oder schon einmal gefunden hat, z. B. indem die Schublade ein Schildchen mit einem Namen oder einem Hinweis auf eine andere Schublade erhält, oder es wird etwas mit hineingelegt, das eine Erinnerung auslöst. Das Gehirn arbeitet sehr effektiv mit solcher Vernetzung von Einzeldaten.

Musik zu hören und sie dabei als „sinnvoll“ wahrzunehmen, hat viel mehr mit solchen Lernprozessen zu tun, als uns bewußt ist. Viele bereits stattgefundene Lernvorgänge, deren Ergebnisse uns zum festen Besitz geworden sind, haben wir ebensowenig wahrgenommen. Füllen wir also einmal in vollem Bewußtsein unsere Schubladen, und tun wir einen großen Schritt für unsere musikalische Bildung!

 


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